Wie wird man ein Baseballverein?
Vielleicht gibt es irgendwo da draußen einen Haufen Jugendlicher oder zumindest Junggebliebener, die sich als Gruppe zusammengefunden haben und gerne in organisierter Form Baseball (oder Softball) spielen möchten. Für ebendiese Leute ist der vorliegende Text gedacht.
Am besten, ich gehe die wichtigsten Fragen nacheinander durch, die man sich stellen sollte, wenn man anstrebt, einen Baseballverein zu gründen.
1. Wie gründe ich einen Verein?
Um an irgendeiner österreichischen Baseballmeisterschaft teilzunehmen, muß man als Verein organisiert sein. Das heißt, man muß entweder selbst einen Baseballverein gründen (mit dem ganzen vereinspolizeilichen Drumherum) oder man tritt einem bereits bestehenden Verein bei.
(In kleineren Ortschaften kann darüber hinaus noch die Möglichkeit bestehen, sich als Sektion des lokalen Sportvereines zu organisieren.)
Jedenfalls ist eine Vereinsbildung mit Mühen und geringen Kosten verbunden, weswegen man vorher noch die weiteren Punkte klären sollte.
2. Erfüllt meine Gruppe überhaupt alle Voraussetzungen, um am Spielbetrieb teilzunehmen?
Das wichtigste ist, daß genügend begeisterte Leute vorhanden sind, die auch wirklich bereit sind, sich für die Vereinsarbeit einzusetzen und Spaß daran haben. Damit man überhaupt mitspielen darf, muß man einen Kader von mindestens 15 Spielerinnen oder Spielern haben. Außerdem sollte jemand dabei sein, der von dem Sport ein wenig Ahnung hat - damit meine ich nicht bloß die Regeln, sondern auch grundlegende Techniken. Das schreibt einem zwar keiner vor, aber sinnvoll ist’s schon, zu wissen wie man den Schläger hält und ähnliches.
Weiters ist man verpflichtet, bei einer Meisterschaft ausgebildete (siehe: Kurse) Schiedsrichter und Scorer zu stellen (schließlich erwartet man sich das ja auch für seine eigenen Spiele) und - das Allerwichtigste - man braucht auch einen Platz, auf dem man spielen und trainieren kann.
Wenn man glaubt, das so einigermaßen erfüllen zu können, sollte man sich über den schnöden Mammon Gedanken machen.
3. Der schnöde Mammon.
Das ist oft der heikelste Punkt, denn gerade Anfänger sind eher nicht bereit, für ein Hobby viel aufzuwenden, von dem man gar nicht weiß, ob es einem überhaupt gefällt.
Wieviel muß man denn nun hinblättern?
Zunächst einmal zahlt man für formelle Dinge. Da wäre die Vereinsbildung (ca. 300.-), Gebühren für ÖBSV (ca. 1500.-),sowie für den jeweiligen Landesverband (in Wien 500.-), Nenngeld für die Mannschaft (ca. 750.-) einmalige Registrationskosten für Spieler (á 75.-) sowie jedes Jahr Anmeldegebühr (á 50.-). Schließlich will man ja auch noch in irgendeiner Liga mitspielen , dafür zahlt man auch noch einen variablen Betrag.
Das macht unterm Strich etwa 5000.- für Organisation. Und bis jetzt haben wir noch nicht mal einen Ball gekauft...
Das wäre nämlich das nächste: das Material.
Schläger braucht man (pro Stück so ab 1000.-), Handschuhe (etwa 1000.- ,dies sollte sich aber jeder selber kaufen), Bälle für Training und Spiele (á 50,-) sowie zumindest eine Catcher-Ausrüstung und 6 Schlaghelme (ca. 3000.-). Rechnen wir grob 8000.- (hier kann es aber stark schwanken - vor allem nach oben!). Wenn man sich jetzt noch Trikots und Kapperln machen läßt, kommt noch mal etwas dazu, dies kann man jedoch jedem einzelnen zumuten (schließlich darf er sein Leiberl ja auch sonstwann anziehen).
Na bumm, möchte man meinen, doch das teuerste kommt noch: der Platz. Dies ist überhaupt das größte Problem, zumindest wenn man in Wien daheim ist. Außer den bestehenden Baseballplätzen gibt es Wien so gut wie nichts Baseball-taugliches. Zum Trainieren reicht eine große Wiese, die etwas abseits liegt (schließlich fliegen die Bälle oft nicht dorthin, wo man sie gerne hätte), aber für ein echtes Match ist das zu wenig. Die in Wien vorhandenen Baseballplätze sind allerdings ziemlich ausgebucht und außerdem teuer (billigst: 1000.- pro Match), besser wäre es, sich mit einem anderen Sportverein zu arrangieren, um dessen (Fußball-)platz mitbenutzen zu dürfen, falls man einen solchen Verein findet.
Außerhalb des Großstadtdschungels sollte dies leichter sein: Erstens gibt es mehr Platz, zweitens kann man sich mit der Bürokratie einer kleineren Ortschaft viel leichter arrangieren als mit dem mächtigen Wiener Amtsschimmel und so vielleicht an einem Platz kommen, wie es die jüngsten Plätze Österreichs beweisen (Attnang, Traiskirchen).
Die Kosten sind hier nicht gut abzuschätzen. Im Idealfall ist man irgendwo Bürgermeister (oder dessen Schwager), bekommt von der Gemeinde einen Platz, stellt ein paar Bretter auf und hat kaum laufende Kosten. Im schlechtesten Fall mietet man die Spenadlwiese viermal in der Woche (haha) und berappt eine vielstellige Summe dafür.
Nun ja.
Ganz schön aufwendig also. Wie man sieht, läßt es sich nicht genau abschätzen, was so ein Verein kostet, eine Richtlinie des ÖBSV nennt 20.000,- pro Saison - ohne Material. Dies kann aber - insbesondere bedingt durch den Platz - stark variieren. Jedenfalls ist es eine Menge Geld, und man sollte im Kreis der In-Spe-Baseballer einmal rumfragen, ob jeder zu soviel Investitionen und Einsatz bereit ist, bevor man den Schritt zur Behörde wagt.
Ist das alles zuviel für meine Gruppe?
Falls Ihr nun meint, soviel Geld und Engagement niemals aufstellen zu können, dann empfiehlt es sich, die Vereinsgründung auch bleiben zu lassen. Falls es nur an der Anzahl der Baseball-begeisterten hapert, solltet Ihr einfach überlegen, Euch einem bestehenden Verein anzuschließen. Dort habt Ihr bereits eine vorliegende Struktur, Organisation und vor allem auch erfahrene Spieler oder Coaches, die Euch helfen, den Sport zu erlernen.
4. Die ersten Schritte.
Wenn man meint, alle oben aufgeführten Punkte so einigermaßen meistern zu können, sollte man sofort Kontakt zum zuständigen Landesverband und zur zuständigen Liga aufnehmen. Dort erfährt Ihr genaue Richtlinien und Kosten. Außerdem ist, nachdem man den Verein gegründet hat (und das kann je nach Behörde maximal 6 Wochen dauern), eine Mitgliedschaft im ÖBSV anzustreben.
5. Wann geht es los?
Will man am offiziellen Spielbetrieb teilnehmen - die Saison reicht so ungefähr von April bis Oktober (je nach Liga) - so ist eine Mitgliedschaft per Herbst des Vorjahres anzustreben, um organisatorische Voraussetzungen erfüllen zu können (z.B. die Ausbildung von Schiedsrichtern über den Winter, etc.).
Zu guter letzt noch ein paar Hinweise. Wenn man diesen Text so liest, kann es einem das Vereingründen wirklich vergehen. Es ist nun mal eine Menge Aufwand und man braucht wirklich genug Leute, die ernsthaft dabei sind (auch längerfristig). Falls man sich über den Wunsch organisiert Baseball zu spielen noch unsicher ist, empfiehlt es sich, mit seiner Gruppe noch vor Beginn all dieser formellen Schritte einige Zeit regelmäßig auf irgendeiner Wiese zu trainieren, damit man sieht, ob die Leute auch wirklich interessiert und vor allem anwesend sind. Vielleicht findet sich ein anderer Verein in Eurer Nähe, der bereit ist, Euch auf ein Freundschaftsmatch einzuladen (insbesonders, wenn Ihr vielleicht die Platzkosten übernehmt), wo Ihr schon ein wenig Baseball-Luft schnuppern könnt. Danach kann jeder einzelne viel besser abschätzen, wie ernst es ihm mit seinem Wunsch, Baseball zu spielen wirklich ist.
Falls Ihr zu dem einen oder anderen Punkt Fragen habt oder Rat sucht, wendet Euch an irgendwelche Baseballfunktionäre in Eurer Bekanntschaft. Falls es sowas nicht gibt, findest du hier einige Kontaktadressen
Michel, Dez. 1997