Der Schiedsrichterkurs
oder: Von der Optimalität des Winkels
Gut, also die sofort gestellte Frage, warum sich ein Mensch so etwas antut, möchte ich gleich einmal nicht beantworten, sondern statt dessen ein paar Gründe aufzählen, warum man es lieber bleiben lassen sollte:
- Die Baseballregeln sind ziemlich komplex, so daß der Zeitaufwand des Lernens und Wiederholens im Normalfall beträchtlich ist und höchstens einem paragraphenverliebten Jusstudenten Vergnügen bereitet.
- Die Aufwandsentschädigung für Müh´ und Plag´ ist praktisch nicht vorhanden und steigt erst auf höherem Niveau etwas an.
- Ein gewisser Hang zum Masochismus ist unbedingt notwendig, um die ständig nörgelnde Trainerschaft zu ertragen, obwohl wenigstens Beschimpfungen, wie zum Beispiel im Fußball üblich, unterbleiben.
Daß die Lawnmowers trotzdem sechs Freiwillige zum Schiedsrichterkurs entsenden konnten, beweist das, sagen wir, Pflichtbewußtsein unserer Mitglieder.
Der Kurs war an einem Samstag Nachmittag und einem Sonntag im USI auf der Schmelz mit einem Test am Sonntag Abend angesetzt. Der Samstag wurde von Alexander Herzog gestaltet. Auf einen Einstiegstest folgte der Vortrag über die Baseballregeln sowie die Rechte und Pflichten eines Schiedsrichters. Bevor wir nach Hause entlassen wurden, wurde der Videorecorder gebeten, uns zwei kurze Filme zu zeigen, was dieser überraschenderweise auch tat.
Wir lernten daraus, daß die Umpires der Major League zwar sehr beleibt, aber meist ziemlich lustig in der Ausübung ihrer Tätigkeit (vor allem Strike- und Out- calls) sind und daß ein Schiedsrichter in unseren Breiten nicht so beleibt sein muß, dafür aber auch die calls viel eintöniger machen sollte.
Am Sonntag war dann praktisches Training in der Halle angesagt. Die Herzog brothers und Roman Paulus bearbeiteten uns so lange mit verschiedenen calls, bis wir alle auswendig konnten (im Idealfall) oder alles durcheinanderbrachten (im Normalfall).
Auf alle Fälle waren eindeutige Fortschritte erkennbar. Riefen zu Beginn noch einige Teilnehmer voller Inbrunst "safe" und machten dazu das Zeichen für "out", schafften sie am Ende sogar den "double play drift" und andere schwierige Aufgaben.
Der Abschlußtest am Ende eines regelintensiven Lerntagesprogrammes war pädagogisch vielleicht nicht unbedingt wertvoll, entschied aber trotzdem über die Aufnahme in die erlauchte Riege der Baseball - Schiedsrichter.
Erfreulicherweise schafften alle sechs Kandidaten der Lawnmowers die geforderten 80% des Tests, teils knapp (82%), teils souverän (100%). Somit haben die Lawnmowers nun acht Mitglieder mit einer Schiedsrichterausbildung. Es wird sogar gemunkelt, daß die Lawnmowers nun mehr fähige Schiedsrichter als fähige Spieler haben, aber das ist wohl eine ganz andere Geschichte...
Scorerkurs
Chris, Mai '97
